Planetenphotographie mit dem Dobsonteleskop
mutet zunächst sehr exotisch an. Da liegt zum Einen wohl daran, daß
von fast allen Seiten immer wieder darauf hingewiesen wird, daß das
nicht geht (was für den Deep-Sky-Bereich gegenwärtig! auch richtig
ist) und somit möglicherweise viele Leute davon abhält, das auch
einmal zu probieren.
Zum Anderen gibt es praktisch keine praktizierenden Foto-Dobsonauten außer mir selbst, jedenfalls sind mir auch nach einigen Recherchen im Internet keine weiteren bekannt geworden.
Das ist sehr erstaunlich, denn die Bilder, die ich im Laufe der letzten 1 1/2; Jahre machen konnte, brauchen der Vergleich mit vielen Aufnahmen, die mit wesentlich aufwendigeren CCD-Kameras und hochwertigen Teleskopen gewonnen wurden, nicht scheuen. Im Gegenteil zeigen manche Bilder einen Detailreichtum, der nur noch von einigen Überfliegern" wie Legault, Grafton, Cidadaõ, di Scullio u. a. übertroffen (deutlich!) werden. Dies gilt natürlich genauso für die Aufnahmen von Georg Dittié, der ebenfalls mit einem Camcorder Planetenaufnahmen macht (wenngleich auch mit wesentlich ausgeklügelterer Technik).
Sicherlich ist ein digitaler Camcorder nicht ganz billig, 600 3000 Euro muß man dafür ausgeben. Aber der Erwerb einer Digitalkamera schlägt beispielsweise ebenfalls mit 500-2000 Euro zu Buche und dennoch gibt es eine erhebliche Anzahl von Astronomen, die damit Astrobilder fabrizieren. Außerdem betragen die Gesamtkosten meiner Ausrüstungnur 1500 Euro für den Dobson + 650 Euro für die Kamera. Dazu kommt noch das 10 mm Plössl, die Pinnacle Videokarte für den PC und der PC selbst. Das kostet bei vielen CCD-Astrofotographen alleine das Teleskop mit Montierung.
Wie sieht die Enstehung meiner Aufnahmen nun ganz konkret aus?
Wichtig ist zunächst, das Objekt hell,
formatfüllend und möglichst scharf auf den Chip zu bannen. Je
größer die Teleskopöffnung ist, um so heller das Bild und
um so höher kann vergrößert werden. Die
Gesamtvergrößerung ergibt sich aus der Vergrößerung
des Teleskopes plus Zoomfaktor der Kamera. Die besten Ergebnisse habe ich
mit dem 10mm Plössl bzw. 7 mm Nagler bei 10- bis 13-fach Zoom. Seit
November 2001 bin ich dazu übergegangen, die Kameralinse direkt am Okular
aufzulegen und das Teleskop langsam nachzuführen.
Das erfordert natürlich ein sehr feinfühlig zu bewegendes Teleskop, mit einer ruckelnden Rockerbox ist das nicht möglich. Alle früheren Aufnahmen entstanden, indem das Objekt am Rand des Okulares eingestellt wurde und während des durchlaufens des Gesichtsfeldes gefilmt wurde. Um auf die erforderliche Länge der Videosequenz zu kommen, mußte einige Male nachgerückt und erneut gefilmt werden. Dabei war es unvermeidlich, daß durch das freihändige Filmen das Gesichtsfeld häufig leicht gedreht, d.h. rotiert, wurde, was wiederum bei der späteren Aufsummierung im PC zu Unschärfen führte. Beim Nachführen des gesamten Dobsons kann dies vermieden werden.
Die Vergrößerung wähle ich zumeist in Abhängigkeit von der Helligkeit des Objektes, wobei ich die Helligkeit des LCD-Display minimal einstelle. Dann wird so weit geszoomt, bis das Objekt gerade noch gut hell genug, um im Sucher Details zu zeigen. Bei zu starker Vergrößerung (20fach Zoom) treten allerdings unschöne Beugungsringe auf.
Bildfüllende Abbildungen ergeben bei der Bildbearbeitung detailreiche Ergebnisse, erfordern aber bei der Aufnahme eine möglichst ruhige Hand. Schon leichte Schwankungen führen infolge Vignettierung sofort zu unverwertbaren Sequenzen.
Um ausreichend viele verwertbare Einzelbilder
zu bekommen, versuche ich, Filmsequenzen von mindestens 2 Minuten Länge
zu bekommen. Denn durch das unvermeidbare Verwackeln und die Vignettierung
ist der Ausschuß an Einzelbildern doch erheblich höher als bei
fest montierten und automatisch nachgeführten Kameras. Dennoch kann
ich nach der Auslese per Software meist auf über 500 verwertbare
Einzelbilder zurückgreifen.
Die Videosequenzen werden anschließend über die Fire-Wire-Schnittstelle mit PINNACLE STUDIO DV eingelesen und als AVI-File abgespeichert. Im nächsten Schritt lade ich die AVI-Files in AVIEDIT, suche mir die gelungenen Sequenzen aus, indem diese als Block markiert werden und speichere sie dann als durchnumerierte BMP-Files ab. Praktischerweise erzeugt AVIEDIT eine fortlaufende Numerierung, wenn mehrere Teilsequenzen nacheinander in BMP-Files zerlegt werden. An dieser Stelle sein darauf hingewiesen, daß GIOTTO ab der Version 1.11 ebenfalls die Umwandlung von AVI- in BMP-Files beherrscht.
Die durchnumerierten BMP-Files werden nun in GIOTTO markiert und zentriert. Im allgemeinen verwende ich bei der Bildaddition folgende Optionen:
Von großer Bedeutung ist die Wahl der Sortierrate. Weil jedes Einzelbild einen bestimmten Beitrag zum Detailgehalt des Summenbildes beiträgt und das Bildrauschen bei einer großen Anzahl von Einzelbildern fast vollständig eliminiert werden kann, versuche ich, nicht eine feste Sortierrate, sondern je nach Aufnahmequalität eine möglichst hohe Rate zu wählen. Da wiederum zu viele unscharfe Bilder die Qualität des Summenbildes mindern, ist es wichtig, die Videosequenzen vor der Bildaddition so gut wie möglich zu bewerten.
Auf die Anwendung der verschieden Filter möchte ich hier nicht besonder tief eingehen, auf Georg Dittiés Homepage (und anderen) ist die Wirkung und Dosierung der Filter ausreichend beschrieben. Jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht, daß sich die Einstellungen nicht ohne weiteres übertragen lassen und jeder Anwender für sein Material die günstigsten Masken und Filter herausfinden muß. Allgemein kann man aber sagen: Gutes Ausgangsmaterial erfordert nur geringe Filterwirkung und ergibt ästhetische Bilder. Bei weniger gutem Material muß teilweise sehr stark gefiltert werden, um (zweifellos vorhandene) Details hervorzubringen. Meist leidet aber die Ästhetik darunter, das Bild wird körnig, verschiedentlich treten einzelne Artefakte auf und nicht selten erntet man harsche Kritik. Es ist eben nicht einfach zu entscheiden, ob man dem Detailreichtum oder der Ästhetik den Vorrang geben soll.
Nach Kontrastierung und Filterung der Summenbilder in GIOTTO unterziehe ich die Ergebnisse im allgemeinen noch einer Tonwert- und Farbkorrektur mit PHOTOSHOP. Eventuell vorhandene Farbstiche werden beseitigt und der Kontrast verbessert. Auch eine leichte Unscharf-Maskierung bringt meistens noch ein Gewinn an Details. Abschließend entzerre ich die Bilder und richte sie seitenrichtig aus.
Als Endformat ist das komprimierte JPEG-Format völlig ausreichend, die Qualtitätsverluste sind z.B. bei 80% Kompression praktisch unmerklich.